Die folgenden Texte verwenden den Genderstern, um intergeschlechtliche, transgeschlechtliche und nichtbinäre Menschen zu inkludieren. Der Genderstern wird vom Screenreader unter Umständen als ‚Pause‘, ‚Stern‘, ‚Sternchen‘ oder ‚Asterisk‘ vorgelesen, manchmal auch gar nicht, was den Effekt erzeugt, dass nur die weibliche Form ausgesprochen wird.
Studieren an der Universität Wien – (K)eine Frauensache?
532 Jahre lang durften an der Universität Wien nur Männer studieren. 1897 wurden die ersten drei Studentinnen an die Philosophische Fakultät zugelassen und das erste Doktorat einer Frau nostrifiziert. Gabriele Possanner von Ehrenthal hatte ihr Medizindiplom drei Jahre zuvor in der Schweiz erworben.
125 Jahre später blicken wir auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte von studierenden Frauen zurück. 1980/81 studierten (mit Ausnahme der Kriegsjahre) erstmals gleich viel Frauen wie Männer an der Universität Wien, seit 2000 liegt der Frauenanteil unter den Studierenden konstant über 60%. Frauen studieren nicht nur häufiger, sondern auch erfolgreicher als Männer: Seit 2004 gehen pro Studienjahr im Schnitt zwei von drei Studienabschlüssen auf das Konto von Frauen.
Die große Vielfalt an Studienfächern an der Universität Wien geht mit großen Unterschieden im Zugang zum Studium einher. Frauen bevorzugen geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer, Männer sind in formal- und naturwissenschaftlichen Fächern überrepräsentiert. In den aufstrebenden „life sciences“ (lebenswissenschaftliche Fächer) sind Frauen als Studierende genauso stark vertreten wie in den geistes- und kulturwissenschaftlichen Fächern, finden aber deutlich schlechtere Aufstiegschancen in der wissenschaftlichen Laufbahn vor.
So sehr Frauen beim Studium auf der Überholspur sind: Studenten holen auf, wenn es in Richtung akademische Laufbahn geht. Seit der Jahrtausendwende gibt es pro Jahr etwa gleich viele Doktoratsabsolventinnen und -absolventen, das heißt, es entscheiden sich deutlich mehr Absolventen als Absolventinnen von Diplom-/Masterstudien für ein Doktoratsstudium.
Die Fächerwahl spielt auch hier eine Rolle: In den Geistes- und Kulturwissenschaften schließen mehr Frauen ab, in den Formal- und Naturwissenschaften (deutlich) mehr Männer.
Frauen haben sich ihren Weg zum Studium mit Erfolg erkämpft. Entscheidenden Einfluss darauf hatte die neue Frauenbewegung in den 1970er Jahren, gepaart mit offenem Hochschulzugang und einer Politik der Förderung von sozialer Teilhabe aller gesellschaftlicher Gruppen. Doch diese ist noch nicht erreicht: Kinder aus „bildungsfernen“ Familien sind an der Universität noch immer stark unterrepräsentiert, genauso wie Kinder aus Familien mit Migrationserfahrung.
Die erste nachfolgende Graifk zeigt: Eine Herkunft aus "bildungsnahen" Schichten erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein Studium um den Faktor 2,5.
Die zweite nachfolgende Graifk zeigt: Migrationserfahrung reduziert die Wahrscheinlichkeit für ein Studium um mehr als 50%.